Am 31.10.2021, unserem Reformationstag, haben wir am Nachmittag einen Spaziergang zum jüdischen Friedhof Krudenburg unternommen. Am Friedhof haben wir uns die Geschichte des Friedhofs näher angesehen. Der Friedhof wurde im Jahre 1866 erstmalig belegt, die letzte Beerdigung fand im Jahre 1895 statt. Heute erinnern ein Gedenkstein und ein Grabstein an die Verstorbenen, die hier Ihre letzte Ruhe fanden.
Der Gedenkstein wurde von einem Verwandten der hier bestatteten Mitglieder der Familie Wolf errichtet. Ein jüdisches Ehepaar mit seinen drei Kindern wurde hier beerdigt. Zunächst waren wohl Grabsteine mit hebräischer Inschrift und ein Metallzaun vorhanden. Sie gingen in den Wirren nach dem ersten Weltkrieg verloren. Der wuchtige Grabstein erinnert an Menschen, die in den Ruhrkämpfen nach 1920 den Tod fanden. Sie wurden hier beerdigt. Die Inschrift auf dem hebräischen Gedenkstein ist in der typischen Form gehalten, wie sie auch auf jüdischen Grabsteinen angewendet wird:
Hier sind begraben
Im ewigen Haus der Gemeinde Krudenburg
Die Söhne der Familie Wolf
Rabbi Joseph, der Sohn des Rabbi Saab und der Frau Scheba Gestorben am 23. Jijar 5635 (7. Juni 1875)
Und seine Frau Rahel, die Tochter des Rabbi Aaron
Gestorben 9. Tammuz 5626 (24.Juli 1866) Ihr Sohn Rabbi Aaron, genannt Raphael
Gestorben 23. Kislew 5655 (8. Dezember 1895)
Und ihre Töchter Dina und Sarala.
Den Himmel fürchtend haben sie gelebt
Fromm und aufrichtig auf allen ihren Wegen.
Ihre Gerechtigkeit steht in Ewigkeit.
Ihre Seelen seien gebunden im Bündel des Lebens.
Was die Familie Wolf in Krudenburg gemacht hat, kann man nur vermuten. Harte Daten fehlen. Krudenburg war ein aufstrebendes Dorf, das von der Treidelschifffahrt auf der Lippe lebte. Es liegt nahe, dass die Familie Wolf am Handel beteiligt war. Die Familie kam Hünxe, den 12-11-2021 2 zwischen 1810 und 1820 nach Krudenburg. Sie wohnte im Haus Nr. 18, der späteren Gastwirtschaft Dietsch. Die Familie gehörte zur Synagogengemeinde Schermbeck. Die Toten hätten auch dort beerdigt werden müssen. Möglicherweise war der Transport eines Verstorbenen nach Schermbeck zu schwierig und zu zeitaufwändig. Ein Friedhof vor der Tür mag bequemer gewesen sein.
Wir sind dann noch einmal auf die Epigrafischen Darstellungen eingegangen, die man fast auf jedem Stein findet. Die Palette reicht von religiösen Symbolen über Namenszeichen bis hin zu Berufsbezeichnungen.
Eine ausführliche Aufzählung finden Sie hier:
http://spurensuche.steinheim-institut.org/symbolik.html
Auf dem Rückweg zur Kirche ergaben sich viele interessante Gespräche unter den Teilnehmern. Sie können das Wissen um jüdische Friedhöfe, insbesondere zu unserem Krudenburger Friedhof, vertiefen:
Krudenburg - Jüdische Friedhöfe in Deutschland und angrenzenden Ländern (juedische-friedhoefe.info)
Jüdischer Friedhof Krudenburg (Hünxe) - Jewish Places (jewish-places.de)
Wolfgang Heumann